Forschung bis in die 1960er Jahre


Bis in die 1960er Jahre war die Außenwirkung des Instituts stark durch die Forschung seiner Ordinarien geprägt. In seinen Anfangsjahren verband Konrad Lange Fragen der Kunsterziehung mit Ästhetik und sah darin einen Auftrag zur gesellschaftlichen Bildung. Den Ansatz einer Autonomieästhetik weiterspinnend, war Kunst für ihn „jede Tätigkeit des Menschen, durch die er sich und anderen ein von praktischen Interessen losgelöstes, auf einer bewußten Selbsttäuschung beruhendes Vergnügen bereitet und dadurch unbewußt die Lücken des menschlichen Gefühllebens ausfüllt […]“. Mit Georg Weise, seinen Mitarbeiterinnen Gertrud Otto und Luise Böhling sowie Hannshubert Mahn gewann das Institut ein neues, gänzlich anderes Profil und wurde bald für seine in zahlreichen Rezensionen besprochenen und nicht zuletzt für die hervorragenden Abbildungen gelobten Publikationen zur spätmittelalterlichen Plastik Schwabens und Spaniens bekannt.

Hubert Schrade, der Nachfolger Georg Weises, fokussierte in der Nachkriegszeit auf Arbeiten zur christlichen Kunst, die im Fach keinen prägenden Eindruck hinterließen. Er hatte noch in den 1930er Jahren bevorzugt zu ideologisch konformen Themen wie Das Deutsche Nationaldenkmal (1934) oder Bauten des Dritten Reiches (1937) publiziert und damit seine Karriere vorangetrieben. Wilhelm Boeck, ab 1941 am Institut, fokussierte ebenfalls auf die ältere Kunst, doch zugleich öffnete er den Blick bereits 1947 in Richtung Gegenwartskunst, beschäftigte sich mit regionalen Künstlern und publizierte 1955 eine Monografie zu Pablo Picasso. Auch Günther Bandmann, der 1965 auf Schrade folgte, schrieb über Picasso, hatte aber wie seine Vorgänger den Schwerpunkt ältere Kunst. Mit ihm gewann das Institut einen Experten für Architektur, der zudem als Mitherausgeber des Lexikons der christlichen Ikonographie an der Entstehung von einem der noch heute wichtigsten kunsthistorischen Nachschlagewerke beteiligt war.

Valladolid Altar Notizen, Skizzen, Fotos. Weise notierte sich vor Ort Beobachtungen und fertigte oft kleine Zeichnungen von Kunstwerken oder Gebäuden an – hier vom Altar der Kirche Santa Maria Magdalena in Valladolid. | Archiv Weise und G. Weise: Spanische Plastik, 1929, Bd. 3.2, Tafel 338